Der Marktplatz
Zur markanten, oft fotografierten Nordseite des Marktes gehören auch die beiden Bürgerhäuser Markt 5 und 6.
Das Gebäude Markt 5 ging aus einem 1748 entstandenen barocken Vorgängerbau mit Rokkoko-Giebel hervor.
Seine heutige Gestalt erhielt es 1909 im Auftrag der Darmstädter Bank durch einen Neubau nach Plänen der
Gebrüder Alfred und Leopold Stentzler. Dabei verringerten die Architekten die Anzahl der Fensterachsen von
sechs auf fünf, um Platz für größere Fenster zu schaffen. Den Dachbereich betont wieder ein eleganter Giebel,
flankiert von zwei Figurengruppen. Insgesamt entstand ein modernes Geschäftshaus in den dezenten Formen der
Reformarchitektur, die charakteristisch für die Jahre vor dem erstem Weltkrieg war.
Das benachbarte Haus Markt 6 war ursprünglich ein spätgotischer Bau aus dem Jahre 1502 und galt
lange Zeit als höchstes Wohnhaus der Stadt. Bereits auf der ersten "Abkonterfeyung" Leipzigs von 1547 ist
es mit seinem extrem steilen Satteldach - bekrönt von einem Dachreiter - deutlich zu erkennen. In der
Mansardstube hinter dem Dachtürmchen soll von 1787 bis 1793 der Dichter Johann Gottfried Seume gelebt haben,
was ihm den Namen "Seume-Türmchen" bescherte. Der Gastwirt Gastwirt Eduard Baarmann gelangte 1877 in den
Besitz des Gebäudes und ließ es 1879/80 mit seinem bestehenden Lokal im Hinterhof des angrenzenden
Grundstücks Katharinenstraße 15 baulich verbinden. Als ausführender Architekt gestaltete Constantin
Lipsius den Durchgang in Form einer Rotunde mit Glasdach.
Neuer Eigentümer von Markt 5 und 6 wurde 1923 die Leipziger Lebensversicherung AG (die heutige Alte Leipziger).
Im Jahr zuvor war der Chemnitzer Architekt Basarke mit einer Rekonstruktion beauftragt worden. Neben der
baulichen Vereinigung beider Gebäude im Innern konzipierte Basarke nun auch bei Nr. 6 eine Reduzierung der
einst fünf Fensterachsen auf vier.
Wie die benachbarte Alte Waage erlitten auch Markt 5 und 6 vor allem in den Dachbereichen schwere
Kriegszerstörungen; der Wiederaufbau zu DDR-Zeiten erfolgte nur in vereinfachter Form. Erst der Rückkauf
beider Gebäude durch die Alte Leipziger 1992 und die 12 Millionen Mark teure Sanierung gaben den Häusern
im Sommer 1993 ihr altes Erscheinungsbild mit den historischen Details zurück.