Der Marktplatz
Zu den qualitätvollsten Gebäuden am Markt zählt zweifellos das 1912/13 anstelle eines barocken
Vorgängerbaus errichtete König-Albert-Haus. Sein Namenspatron, König Albert von Sachsen (1819-1902)
regierte von 1873 bis zu seinem Tode und galt bei seinen Untertanen wegen seines sozialen Engagements,
aber auch wegen seines diplomatischen Geschicks als überaus beliebter Landesvater.
Obwohl der Neubau nicht als Messepalast konzipiert war, folgte er dem allgemeinen Trend zur Expansion
und nimmt neben dem Grundstück Markt 9 auch fast die gesamte Nordseite des Barfußgäßchens (Nr. 2-8) ein.
Die Baupläne lieferte Emil Franz Hänsel, einer der angesehensten Leipziger Architekten vor dem I. Weltkrieg.
Hänsel gelang es immer wieder hervorragend, seine Bauten der jeweiligen städtebaulichen Situation
anzupassen, ihnen aber dennoch ihren eigenen Charakter, eben das gewisse Etwas zu geben. Oft fand
er dabei recht originelle, für die Messestadt teilweise einmalige Lösungen; so auch am König-Albert-Haus:
Im Bereich des Erdgeschosses wurde die gesamte Außenfront mit glasierter Keramik verkleidet, gleiches
gilt für das Leipzig-typische Zwischengeschoss, dessen Fenster von Putten flankiert werden. Eine
überraschende Plastizität erzielte Hänsel durch konkave Fassadenkrümmungen an den Fensterachsen der
oberen Stockwerke, ebenso kurios wirken die mit Plastiken umrahmten Fenster im vierten Obergeschoss.
Als weitere Besonderheit sind über dem Gurtgesims zwischen den Fensterachsen die Wappen der wichtigsten
sächsischen Städte angeordnet.
Den Zugang zu den Treppenhäusern bildet ein Durchgang, der zwei Innenhöfe, den Markt und das
Barfußgäßchen miteinander verbindet. Im vorderen Hof sind sieben große Medaillons mit allegorischen
Reliefs zu sehen. Hier befanden sich außerdem zwei (leider nicht erhaltene) Wandfriese des Dresdner
Bildhauers Otto Gussmann, die Szenen aus dem Leben König Alberts darstellten.
Seit seiner Komplettsanierung 1998/99 erstrahlt das König-Albert-Haus wieder in altem Glanz. Mit
etwa einem halben Dutzend Szenelokalen im Erdgeschoss ist es ein beliebter Teil der Leipziger
Kneipenmeile. Als ältester Mieter im Haus gilt jedoch das Briefmarkengeschäft der Gebrüder Senf,
das seit 1910 hier ansässig ist.